Seit einigen Monaten bin ich jetzt schon in der SEO-Abteilung und habe auch hier schon einige interessante Aufgaben kennenlernen können. Eine kam mir dabei schon etwas bekannt vor: die Keyword-Recherche. “Das kenne ich doch schon aus der SEA-Abteilung“, habe ich mir gedacht. Doch nach einer kleinen Einführung in das Thema habe ich schnell verstanden, dass es einige Unterschiede zwischen der Keyword-Recherche im SEO und im SEA gibt. Diese möchte ich euch in diesem Blog-Artikel genauer erklären.

Natürlich gibt es verschiedenste Tools und Herangehensweisen bei einer Keyword-Recherche im SEO sowie im SEA. Der Prozess kann nicht pauschal für alle Produkte, Keywords oder Kunden festgelegt werden, aber in diesem Artikel werde ich euch unsere übliche Herangehensweise aus der SEO-Abteilung erklären.

Was gehört alles zur SEO-Keyword-Recherche:

Ermittlung des Haupt-Keywords mit Suchvolumen & bisheriger Position

Identifizierung rankender Neben-Keywords mit Suchvolumen

WDF*IDF-Analyse: Weitere relevante Begriffe für unser Thema

Relevante Nutzerfragen (W-Fragen) zum Haupt-Keyword

Haupt-, Nischen- & Neben-Keyword: Was ist der Unterschied?

Eine Seite hat aus SEO-Sicht immer ein Haupt-Keyword, auf welches diese Seite entsprechend optimiert wird. Natürlich ist es auch möglich, dass weitere oder auch ähnliche Keywords für eine Seite ebenfalls relevant sind. Diese werden im SEO dann als Neben-Keywords bezeichnet. Neben-Keywords unterstützen das Haupt-Keyword und bieten den Nutzern weitere Informationen und liefern somit einen Mehrwert zum Thema.

Zu guter Letzt gibt es auch noch Nischen-Keywords. Nischen-Keywords haben ein geringeres Suchvolumen, aber dafür auch einen deutlich geringeren Wettbewerb. Oftmals handelt es sich dabei um Long-Tail-Keywords mit einer sehr klaren Suchintention. Mit Nischen-Keywords kann man dank des geringen Wettbewerbs mit verhältnismäßig wenig Aufwand schnell gute Rankings erzielen und eignen sich daher gut, um möglichst schnell Traffic für eine Seite zu generieren. Nischen-Keywords eignen sich sowohl als Haupt- als auch für Neben-Keywords.

Doch wie finden wir das Haupt-Keyword unserer Seite?

Im ersten Schritt schauen wir uns dazu in der Search Console an, zu welchen Keywords die zu untersuchende Seite bisher schon rankt und vielleicht auch sogar schon Klicks erzielen konnte. Je nachdem wie lang die Seite schon online ist, ob sie schon mal optimiert wurde, wie viel Content enthalten ist oder wie relevant sie Google für den Nutzer einschätzt, kann man in diesem Schritt schon recht gute Ideen für ein potenzielles Haupt-Keyword von der Search Console erhalten.

Wenn dies nicht der Fall ist, muss man sich selbst ein mögliches Keyword, welches den Inhalt der Seite gut beschreibt, überlegen und mit diesem die Recherche weiterführen. Manchmal ist es sehr einfach ein gutes potenzielles Haupt-Keyword zu ermitteln, doch manchmal auch etwas knifflig. Mein Tipp: Zu Beginn ist es nicht schlimm, einen Kollegen zu fragen oder sich abzugleichen. Denn Übung macht bekanntlich den Meister und mit der Zeit erhält man ein besseres Gefühl dafür, welche Keywords sich besser oder weniger als Haupt-Keyword eignen.

Nachdem wir ein mögliches Haupt-Keyword ermittelt oder uns überlegt haben, überprüfen wir das Suchvolumen dieses Keywords mithilfe des Keyword-Planer von Google Ads. Dies sollte in jedem Fall mindestens zehn Suchanfragen pro Monat enthalten, damit es sich als Haupt-Keyword eignet, aber wie wir alle wissen gilt beim Suchvolumen in den meisten Fällen: Je höher, desto besser. Denn es ist besser, eine bestimmte Position bei einem Keyword mit einem hohen Suchvolumen zu erreichen als die selbe oder sogar eine bessere Position bei einem Keyword mit wenig Suchvolumen.

Im nächsten Schritt wird die Suchintention der Nutzer von diesem Keyword überprüft. Die Suchintention beschreibt die Absicht, mit der ein Nutzer eine Suchanfrage tätigt. Dabei wird hauptsächlich zwischen einer transaktionalen und informationalen Suchintention unterschieden.

  • Eine transaktionale Suchintention beinhaltet beispielsweise Keywords wie “Schuhe kaufen“, denn hier möchte der Nutzer in erster Linie eine Transaktion durchführen, also ein Paar Schuhe kaufen.
  • Eine informationale Suchintention besteht aus Keywords, bei denen die Ermittlung von Informationen im Vordergrund steht. Ein Beispiel für ein Keyword mit einer informationalen Suchintention ist “Geschenke selber basteln“.

Natürlich gibt es aber auch Keywords, bei denen die Suchintention gemischt ist und sowohl die Informationssuche als auch eine Transaktion im Interesse des Nutzers steht. Typische Unternehmen, die bei einer informativen Suchintention in der Google-Suche auftauchen sind Wikipedia, Duden, Lexika oder verschiedene Ratgeber-seiten. Bei einer transaktionalen Suchintention sind in den meisten Fällen Amazon, Ebay oder andere Unternehmen, die Produkte verkaufen, oben bei den Suchergebnissen mit dabei.

Klassifizierung der Suchintention von Nutzern

Um die Suchintention von unserem potenziellen Haupt-Keyword zu überprüfen, ist es erst einmal wichtig, richtig einzuschätzen, welche Suchintention die zu untersuchende Seite überhaupt bei der Zielgruppe hat. Dafür gehen wir in die Google-Suche (am besten im Inkognito-Modus) und geben unser potenzielles Haupt-Keyword ein und schauen uns die Ergebnisse (und Unternehmen), die zu diesem Keyword auf den ersten Plätzen ranken, an. In den meisten Fällen kann man schnell erkennen, ob die Ergebnisse bei Google eher transaktional oder informational sind oder eben gemischt.

Wenn dieses Ergebnis mit der Suchintention meiner Seite übereinstimmt, dann passt die Suchintention des potenziellen Haupt-Keywords zu meiner Seite und wir können den nächsten Schritt des Rechercheprozesses beginnen. Stimmt Suchintention des Keywords nicht mit der meiner Seite überein, sollte man die Wahl meines Haupt-Keywords überdenken und gegebenenfalls ein anderes Haupt-Keyword in Betracht ziehen.

Im letzten Schritt wird der Wettbewerb unter die Lupe genommen. Dazu nutzen wir in den meisten Fällen das Tool Sistrix. Dort können wir die Domains der Wettbewerber des Keywords eingeben und den Sichtbarkeitsindex vergleichen. Der Sichtbarkeitsindex ist ein SEO-Messwert und gibt uns einen Überblick, wie groß und/oder stark eine Domain ist. Die Werte der Wettbewerber können nun mit dem Sichtbarkeitsindex der eigenen Seite verglichen werden. Dann gilt es einzuschätzen, ob es reelle Chancen gibt, mit diesem Keyword und dem gegebenen Wettbewerb auf den obersten Positionen mitzuhalten oder nicht.

Da es keine genauen Richtwerte gibt, ab wann ein Sichtbarkeitsindex gut oder schlecht ist, muss dies immer individuell und im Verhältnis zu den Werten der Wettbewerber abgewägt werden. Auch für diese Einschätzung bekommt man nach einer Zeit ein immer besseres Gefühl und es ist zu empfehlen, bei den ersten Recherchen nochmal nach einer zweiten Meinung zu fragen.

Das perfekte Haupt-Keyword

Wenn das überprüfte Keyword all diese Schritte überstanden hat, ist es als Haupt-Keyword für unsere Seite geeignet. Daraus ergibt sich, dass das “perfekte“ Haupt-Keyword folgendes erfüllt:

Kriterien für das perfekte Haupt-Keyword

Wenn das potenzielle, gewählte Keyword einen dieser Punkte nicht erfüllt, eignet es sich nicht als Haupt-Keyword und die Suche muss von neu starten. Oftmals muss man diesen Prozess für eine Seite mit mehreren möglichen Keywords durchlaufen, bis man das eine “perfekte“ Keyword findet, welches sich als unser Haupt-Keyword eignet.

Besonders wenn die zu optimierende Seite recht neu ist und noch so gut wie keine Aufmerksamkeit erzielt hat, ist es in den meisten Fällen zu empfehlen, vorerst Nischen-Keywords zu wählen. Nischen-Keywords haben zwar ein geringeres Suchvolumen, aber auch viel weniger Wettbewerb. Daher ist es möglich, mit wenig Aufwand sehr schnell für diese Nischen-Keywords zu ranken und Traffic zu gewinnen. Dadurch kann die Seite erst einmal gestärkt werden und nach einer Zeit hat die Seite auch bessere Chancen, bei einem Haupt-Keyword mit hohem Suchvolumen und stärkeren Wettbewerbern mitzuhalten.

Wichtig zu wissen ist auch, dass alle Unterseiten einer Domain ein individuelles und eigenes Haupt-Keyword haben. Sonst stehen die Seiten untereinander in Konkurrenz und der Nutzer weiß nicht, auf welcher Seite wirklich der relevante Inhalt für ihn zu finden ist. Dies gilt auch im SEA, denn dort sollten auch alle Anzeigengruppen einen individuellen Keyword-Stamm enthalten und kein Keyword sollte in mehreren Anzeigengruppen eingebucht werden.

So jetzt haben wir schon mal das Haupt-Keyword für unsere zu optimierende Seite gefunden. Jedoch ist an dieser Stelle die Keyword-Recherche im SEO noch nicht zu Ende…

So ermitteln wir relevante Neben-Keywords

Im nächsten Schritt möchten wir weitere relevante Begriffe finden, die sich als rankende Neben-Keywords für unsere Seite anbieten. Denn im besten Fall rankt eine Seite in den Google-Suchergebnissen für mehr als nur ein Keyword.

Um passende Neben-Keywords zu finden, können wir uns ebenfalls wieder von den Ergebnissen in der Search Console inspirieren lassen. Außerdem können hier auch Keywords nochmal relevant werden, die bei unserer Analyse für das Haupt-Keyword bei einem Schritt durchgefallen sind. So waren sie nicht als Haupt-Keyword geeignet, aber können in den meisten Fällen als Neben-Keyword relevant sein. Ansonsten können wir uns auch unsere Seite einfach nochmal genau anschauen und uns selbst überlegen, welche andere Begriffe ebenfalls für Besucher unserer Seite relevant sein könnten.

Auch bei den Neben-Keywords ist ein vorhandenes Suchvolumen von Vorteil, dies wird wieder mit dem Keyword-Planer untersucht. Dabei gibt es keine konkrete Anzahl an Neben-Keywords, die jede Seite haben sollte. Daher muss man sich bei jeder Seite individuell anschauen und selber entscheiden, wie viele relevante Neben-Keywords in die engere Auswahl genommen werden.

WDF*IDF-Analyse: Weitere relevante Begriffe für unser Thema finden

Nachdem wir nun unser Haupt-Keyword und einige Neben-Keywords für unsere Seite ermittelt haben, können wir noch eine WDF*IDF-Analyse durchführen. Wir nutzen dafür das Tool Ryte.

Bei einer WDF*IDF-Analyse wird untersucht, welche Wörter bei Seiten mit demselben Haupt-Keyword oft vorkommen und daher für den Nutzer bei diesem Thema relevant sind. Dieser Vergleich ist auch ohne Tool möglich und nur etwas aufwendiger, da man sich selbst die rankenden Seiten der Wettbewerber anschauen muss. Dabei schaut man sich die gesamten Seiten an und notiert alle Begriffe, die oft verwendet werden und daher für dieses Thema und den Nutzer wahrscheinlich relevant sind.

Als Ergebnis dieser Analyse erhält man einen weiteren Stamm an Begriffen, die bei diesem Thema eine Rolle spielen und in den Content unserer Seite eingebaut werden sollten.

Nutzerfragen für das optimale Nutzererlebnis

Im letzten Schritt unserer Keyword-Recherche ermitteln wir Nutzerfragen zu unserem Haupt-Keyword. Dabei handelt es sich um alle möglichen W-Fragen, auf die unsere Seite dem Nutzer die Antwort liefern soll. Auch hierfür gibt es wieder einige Tools, doch am Ende ist es nach dieser ganzen Analyse am einfachsten und je nach Thema auch am besten, wenn wir uns selbst überlegen, welche Fragen auf unserer Seite für den Nutzer in jedem Fall beantwortet werden sollten.

SEO- vs. SEA-Keyword-Recherchen: Was sind die Unterschiede?

Im Großen und Ganzen geht es bei der Keyword-Recherche im SEO sowie im SEA darum, passende und relevante Keywords für eine Landing Page (eine bestimmte Seite einer Domain) zu finden, die mit der Suchanfrage des Nutzers übereinstimmen. Nur die Vorgehensweise unterscheidet sich dabei etwas voneinander, denn es gibt jeweils andere Faktoren, die bei der Wahl des finalen Keywords eine Rolle spielen.

Der wohl größte Unterschied ist, dass wir im SEO immer nur ein Haupt-Keyword ermitteln und alle anderen relevanten Keywords als Neben-Keywords bezeichnet werden. Außerdem spielt auch die Suchintention des Keywords eine wichtige Rolle, dazu wird noch eine WDF*IDF Analyse durchgeführt und Nutzerfragen ermittelt.

Im SEA hingegen gibt es keine direkte Unterteilung der Keywords in Haupt- oder Neben-Keywords. Es ist es generell möglich, eine Mehrzahlt an Keywords in eine Anzeigengruppe zu integrieren, wenn diese thematisch zusammenpassen. Dafür gibt es im SEA noch die verschiedenen Keyword Match Types zur Unterscheidung, wann eine Suchanfrage mit einem Keyword matchen soll. Außerdem gibt es für jedes Keyword einen individuellen CPC (Cost per Click), der bei der Keyword-Recherche ebenfalls zu berücksichtigen ist. Das Suchvolumen spielt dabei in beiden Bereichen eine entscheidende Rolle.

Der Unterschied zwischen SEO- und SEA-Keyword-Recherchen

Hier noch ein letzter Tipp: Wenn man mal wirklich kein gutes Haupt-Keyword findet oder auch keine Idee für passende Neben-Keywords hat, kann man sich bei Tools wie Sistrix oder Xovi auch die Keywords der Wettbewerber anschauen, denn deren Keywords könnten für uns ebenfalls relevant sein und Potenzial haben.

Bis zum nächsten Mal wenn ich euch ein anderes spannendes Thema erkläre.

Lies hier, wie die Keyword-Recherche im SEA funktioniert, welche SEA-Werbeformate es gibt und wie WhatsApp-Marketing funktioniert.